Backstube und Küche für Spezialitäten anatolischer Völker

 

ANATOLIA CATERING
Aynur Ovayolu Yergin
9014 St. Gallen


 

Die Geschichte meines Projektes

Warum ich eine anatolische Backstube eröffnet habe

Schon lange träumte ich davon, mit meiner Backkunst anderen Leuten Freude zu bereiten. Ende 2018 konnte ich diesen Traum verwirklichen: Ich habe die Firma ANATOLIA CATERING in St. Gallen gegründet.

Meine Erfahrungen habe ich während vieler Jahre in meiner privaten Backstube und 2017 auch als Praktikantin in der Bäckerei Frei gesammelt.

Der Aufbau einer Backstube war für mich als alleinerziehende Frau aus der Türkei mit drei Kindern im Primarschulalter nicht selbstverständlich. Für ausländische alleinerziehende Mütter gibt es meist nur einen Weg für den Einstieg ins Erwerbsleben: Eine Arbeit als Putzfrau.

Jeder Mensch aber hat eigene Talente und eigene Ziele, die er verwirklichen will. Ich konnte mich nicht damit abfinden, dass unser Leben als alleinerziehende Mütter so begrenzt ist. Ich wollte eine Arbeit finden, in der ich gut bin und wo ich mit Freude arbeiten kann. Ich träumte von einer Cafeteria, die «Anatolia» heissen würde. Dort würde ich mit anderen Frauen, die Unterstützung brauchen, zusammen arbeiten.

Um mein Ziel zu erreichen, sammelte ich zuerst einmal viele anatolische Rezepte. Ich wollte eine Verbindung schaffen zwischen den Bewohnern der Schweiz und den anatolischen Völkern. Was mir noch fehlte, war ein schweizerisches Diplom.

2016 begann ich, eine Teilzeit-Lehrstelle als Bäckerin zu suchen. Endlich, 2017, erhielt ich bei der Bäckerei Frei eine Praktikumsstelle. Das motivierte mich sehr. Und ich erhielt auch ein gutes Abschlusszeugnis. Aber die Lehrstelle wurde einer jüngeren Frau zugesprochen. Als ich anschliessend auch keine 60%-Stelle als Mitarbeiterin in einer Bäckerei fand, kam ich auf die Idee, ein ANATOLIA CATERING aufzubauen. Damit konnte ich von zuhause aus Erfahrungen und Kunden sammeln.

Ich erzählte meiner Sozialarbeiterin davon, und sie fand es einen Versuch wert. Dank der Unterstützung des katholischen Sozialdienstes, der Aktion «OhO», der Bäckerei Frei und von Wolfram Fischer, der die Administration übernahm, konnte ich schliesslich eine eigene kleine Backstube einrichten. Und am 19. Dezember 2018 habe ich die Lebensmittelkontrolle bestanden. Das freute mich sehr!

Damit habe ich nun eine spezielle Chance erhalten, meine Persönlichkeit zu entfalten. In meinem Heimatland, in der Türkei, hat eine Frau keinen Namen. Man ist entweder die Tochter eines Mannes («die Tochter von A.») oder die Frau eines Mannes («die Frau von B.» oder sogar: «die Ex-Frau von B.») oder die Mutter eines Mannes («die Mutter von C.»). Seit der Trennung vor sechs Jahren habe ich nun dafür gekämpft, eine selbständige Frau zu sein. Damit möchte ich auch andern Frauen zeigen, dass dies nicht unmöglich ist. Ich möchte anderen Hoffnung und Unterstützung geben. Und ich lade auch Sie ein, für diesen Kampf Ihre Unterstützung und Ihre Hoffnung zu geben. Denn ich denke, dass jede Frau ihrem Schicksal nicht folgen, sondern es selber gestalten sollte.

Ich freue mich deshalb doppelt, wenn ich für Sie etwas Feines backen darf!

Vielen Dank und freundliche Grüsse!

Aynur Ovayolu Yergin
Geschäftsführerin

Juni 2019


Nachtrag Januar 2023

Um ihr Anatolia-Catering bekannt zu machen, hatte Aynur die Idee, am Morgen, wenn die Kinder aus dem Haus waren, im Istanbul Orient Imbiss im Krontal ihr Anatolisches Frühstück anzubieten. Dazu stand sie während vieler Monate Tag für Tag in aller Frühe auf, um ihre feinen Simit und Pohatscha zu backen.

Wegen Corona kam ihr Geschäft nur zögerlich voran. Aber es waren einige Stammkunden da, welche sich mit Freude von ihr beliefern liessen.

Die Aufträge im Jahr 2022 machten sie hoffnungsvoll, unter anderem:

  • Aynur hatte im Mai einen Marktstand am SUFO. Dort setzte sie erstmals auch ihre attraktive Rolleis-Maschine ein. Damit konnte sie «live» vor den Augen der interessierten Zuschauer Glacé mit Zutaten nach Wunsch produzieren.

  • Am Fest der Kulturen im Juni in St. Gallen war sie erneut mit einem Marktstand dabei.

  • Im August und September kochte sie für das Freiluftparlemant «MOBILE» das «Abendessen vom Feuer».

  • Im September war sie am «Tag der Demokratie» in St. Gallen für das Essen zuständig.

  • Vom Figurentheater St. Gallen und von Saiten wurde sie für das Jahresessen engagiert.

Doch dann, im November, verunfallte sie schwer und musste für längere Zeit in die Rehabilitation. Sehr überraschend ist sie dort in der Nacht auf den 27.12.2022 nicht mehr aufgewacht.

Wolfram Fischer / Januar 2023

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Das Projekt «ANATOLIA CATERING»
wird vom Verein Nihhina ideell
und administrativ unterstützt.